Andachten

Andacht

Andacht 30.04.2018

30. April 2018 | Jessica Schultka

Andacht 30.04.2018

Bildnachweis: joexx / photocase.de

Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ... der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! Da lief Philippus hin.

Wie einfach das klingt! Gott sprach zu Philippus, sandte ihn an einen Ort, und Philippus ließ sich ohne Widerrede leiten. Er ging los, erreichte den Mann, zu dem Gott ihn führen wollte, legte ihm die Schriften aus und taufte ihn auch noch. Wie schaffte er es, so gehorsam zu sein? War ihm der Zeitpunkt genehm? Hatte er Fragen, bevor er diesen Auftrag erfüllen soll­te? Hatte er keinen inneren Kampf, bevor er losging? Von all dem bekommen wir im Text nichts mit.

Vielleicht so ähnlich wie Philippus erging es mir nach einer anstrengenden Tagung. Ich saß in einem überfüllten ICE auf dem Weg nach Hause, wollte mei­ne Ruhe haben und war froh, meine Sitzreihe mit nie­mandem teilen zu müssen. In letzter Minute drängel­te sich eine aufgeregte ältere Dame in meine Reihe. Sie habe reserviert. Unwillig ließ ich sie durch und hoffte, damit hätte sich unsere Unterhaltung für die kom­menden sechs Stunden erledigt. Doch während der ganzen Fahrt setzte sie immer wieder an, um mit mir ins Gespräch zu kommen. Unmissverständlich ant­wortete ich meistens mit: „Hm“, „Aha“ oder „Ah“, und las mein Buch unbeirrt weiter.

Irgendwann kam mir der Gedanke - und ich bin mir sicher, er kam von Gott -, dass es heute meine Aufgabe sei, mit dieser Frau zu sprechen. Es dauerte eine Weile, bis ich mich dazu durchrang. Schließlich erzählte sie mir, dass sie gerade ihren Urlaub abbre­chen musste, weil ihr Mann im Koma lag und vermut­lich nie wieder aufwachen würde. Die restlichen vier Stunden sprachen wir über ihren Mann, die schöne Zeit mit ihm und darüber, was im Leben wirklich zählt.

Ein bisschen schämte ich mich, dass ich erst so widerwillig auf Gottes Stimme gehört hatte. Was mich aber ermutigt: Gott ist hartnäckig, wenn er ruft. So schnell lässt er sich von unserem Unwillen nicht be­eindrucken. Zum Glück - denn sonst hätte ich schon viele Chancen verpasst!

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